Chichén Itzá ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten von ganz
Mexiko. Das liegt nicht nur an den beeindruckenden Überresten der
alten Mayastadt, sondern natürlich auch schlicht an
der Lage, denn es ist sowohl von Merida, als auch und
vor allem von Cancun und Playa del Carmen aus im Rahmen eines
Tagesausflugs erreichbar. Ab dem frühen Nachmittag rollen die
Reisebusse von den Karibikstränden im Minutentakt an. Die Bauwerke
dürfen wegen des enormen Besucheranstroms nicht mehr betreten
werden.
Im 6. Jhdt. wurde der Ort gegründet, aber die ältesten Gebäude, die heute noch stehen, stammen aus dem 8. Jhdt. Die Blütezeit dauerte bis ins 12. Jhdt., zu dieser Zeit waren die meisten anderen Mayareiche schon längst zerfallen.
Im 9. Jhdt. war die Architektur hauptsächlich vom Puuc-Stil geprägt
(die Baustile sind im Kapitel Maya etwas erklärt), damals
wurde der südliche Teil der Anlage gebaut. Ab dem 11. Jhdt. ist ein
starker toltekischer Einfluss
offensichtlich. Die neue Epoche zeigt sich architektonisch im
zentralen Teil der Stadt. Ab dieser Zeit wurde der Toltekengott
Quetzalcóatl verehrt. Der Gott, der als gefiederte Schlange
dargestellt wird, heißt hier Kukulcán. Er muss der wichtigste Gott
zu dieser Zeit gewesen sein, denn es gibt kaum ein Gebäude aus der
neueren Zeit, an dem er nicht als Relief oder als Skulptur
auftaucht. Eine ganze Menge weiterer toltekischer Merkmale lassen
sich finden, darunter mehrere Chak Mo'ols, ein Tzompantli,
menschenfressende Schlangen und vieles mehr. Wie der toltekische
Einfluss ins Mayagebiet gelangte ist unklar. Man geht heute nicht
mehr davon aus, dass die Tolteken auf der Halbinsel
militärisch aktiv waren. Auch die Hypothese, dass der Toltenkönig Ce
Acatl Topiltzin, der sich auch Quetzalcoatl nannte, nach seiner
Vertreibung aus Tula im Jahr 999 nach Chichen Itzá
gekommen sein soll, gilt als widerlegt.
Die heutige archäologische Zone besteht nur aus dem Kerngebiet der ehemaligen Stadt, die etwa 15 km² umfasste. Das erste Gebäude, auf das man trifft, ist die Pyramide des Kukulcán. Die Pyramide wird auch El Castillo genannt. Das schönste und wichtigste Bauwerk von Chichen Itzá ist 30 m hoch, hat eine Kantenlänge von 55 m und ist neunfach gestuft. Auf der Spitze steht ein Tempel, vier mächtige Treppenaufgänge führen an den vier Seiten der Pyramide nach oben. Die Nordtreppe wird von Köpfen des Schlangengottes Kukulcán flankiert. Der Fassadenaufbau des Tempels ist typischer Puuc-Stil. Im Innern der Pyramide befindet sich ein kleinerer Vorgängerbau. Die Pyramide dürfte im 11. / 12. Jhdt. erbaut worden sein, der Vorgängebau ist etwa 300 Jahre älter.
Die Anzahl der Treppenstufen könnte 365 betragen haben, vier
Aufgänge zu je 91 Stufen plus der Sockel des Tempels. Das entspräche
der Anzahl der Tage des Sonnenjahres. Die genaue Anzahl der
Treppenstufen ist nicht mehr sicher zu ermitteln, denn die Treppen
sind teilweise restauriert. Trotzdem stimmt es wahrscheinlich, denn
solche Zahlenspielchen gab es in der toltekischen Architektur öfters
(siehe z. B. El Tajin).
Die Pyramide ist streng nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Zweimal im Jahr bei Tagundnachtgleiche fällt das Sonnenlicht genau so auf die Pyramide, dass sich an der Flanke der Nordtreppe (die mit den Schlangenköpfen) der Schatten der Pyramide abbildet, so dass es aussieht, als würde die Schlange die Treppe herunterkriechen. Aus diesem Grund ist die Neigung der Treppe etwas flacher als die der Pyramide. Auch die außergewöhnlich starke Neigung der Pyramidenstufen spielt dabei eine Rolle. An den betreffenden Tagen (20./21. März und 22./23. September) wird Chichén Itzá von Menschenmassen geflutet.
Die Pyramide steht im Zentrum eines großen Platzes, dessen Ostseite
vom Templo de los Guerreros dominiert wird. Auf einer
vierstufigen Pyramide steht ein größerer Tempelaufbau. Relieftafeln
an den Stufen der Pyramide stellen abwechselnd Jaguare und Adler
dar. Schlangenköpfe und Krieger flankieren das Portal. Vor dem
Tempel liegt ein Chak Mo'ol. Der Tempel selbst
besteht aus einer größeren Anzahl Säulen, das Dach war aus Holz. Die
Säulen tragen Reliefs von Kriegern und von menschenherzenfressenden
Adlern. Alles kann man leider nur aus relativ großer Entfernung
sehen. Viele Stilelemente weisen starke Ähnlichkeit zur
Toltekenhauptstadt Tula auf, obwohl sie über 500 km
entfernt liegt.
Südlich und östlich des Templo de los Guerreros schließen sich enorme Mengen Säulen an, weshalb der Platz Plaza de las Mil Columnas genannt wird. Sie stützten einst die Dächer enormer Hallen. Die Dächer waren teilweise aus Holz konstruiert und sind längst eingestürzt. Das ganze diente vermutlich als Militärgelände.
Nördlich der Kukulcán - Pyramide liegt die kleinere Struktur Plataforma de Venus. An allen vier Seiten der quadratischen Plattform gibt es einen Treppenaufgang mit Köpfen des Kukulcán. Die Seitentafeln tragen Reliefs, die unter anderem Vogelmenschen darstellen.
Vom Venustempel führt ein etwa 400 m langer Sacbé (Zeremonialstraße) zum Cenote Sagrado. Der offene Karstsee hat einen Durchmesser von 60 m und ist 22 m tief. Er wurde als Heiligtum verehrt.
Westlich des Venustempels liegen weitere kleinere Tempel, die mit Köpfen des Kukulcán und mit menschenfressenden Schlangen versehen sind. Eine Plattform, die mit Totenköpfen verziehrt ist, diente dem Zweck, die Schädel von geopferten Personen zur Schau zu stellen. Dieses grausige Ritual kommt von den Tolteken, die Azteken haben es später auch übernommen. Beide Völker nannten diese Art Tempel Tzompantli.
Der Ballspielplatz an der Nordwestseite des Platzes ist der größte und wichtigste von insgesamt mindestens 12 Ballspielplätzen, es ist sogar der größte Ballspielplatz von ganz Mittelamerika. Er hat einen Doppel-T Grundriss und ist von acht Meter hohen Mauern begrenzt. In der Spielfeldmitte ist auf beiden Seiten in großer Höhe der Steinring angebracht, der als Ziel für den Ball diente. Es scheint fast unmöglich, den schweren Vollgummiball durch das winzige Loch in dieser Höhe zu treffen, und das auch noch ausschließlich mit den Hüften und dem Rumpf. Reliefs an den Mauerwänden zeigen Opferszenen, die im Zusammenhang mit dem Ballspiel standen. Der Ballspielplatz ist von kleinen Tempeln umringt.
Südlich des Castillo führt ein Weg zu den südlichen Teilen des ehemaligen Stadtzentrums. Das erste auffallende Gebäude, auf das man trifft heißt Osario. Es handelt sich um eine siebenstufige Pyramide, die dem Castillo ähnlich ist. Auch hier sind die Treppenaufgänge mit Schlangenköpfen versehen. Tief unter der Pyramide befindet sich ein Königsgrab.
Auf dem weiteren Weg nach Süden kommt man an mehreren kleineren Tempeln vorbei, bis man schließlich das Caracol erreicht. Leicht zu erkennen ist das Gebäude an seinem charakteristischen Rundturm. Die Fenster des Turms sind möglicherweise nach astronomischen Gesichtspunkten ausgerichtet, manche Interpretationen erscheinen allerdings etwas übertrieben und könnten auch Zufall sein.
Noch ein kleines Stückchen weiter südlich trifft man auf den Gebäudekomplex Las Monjas. Das ist der älteste Teil der Stadt. Besonders hübsch ist die Fassade der Ostseite mit großen Masken des Regengottes Chaac. Auch das danebenliegende Gebäude La Iglesia ist mit Ringelnasen des Regengottes verziehrt, der während der klassischen Periode in Chichén Itzá offensichtlich der wichtigste Mayagott war.
Täglich geöffnet von 8:00–17:00. Je früher man kommt, desto besser.
Eintritt: 70 Peso + 125 Peso ( 72 Peso
für Mexikaner) Steuer des Staates Yucatan. Sonntags frei
für Mexikaner.
Auf dem Gelände gibt es eine schier unglaubliche Anzahl an
Souvenirständen, aber keine Verpflegung.
Täglich findet abends um 19:00 (während der Sommerzeit um 20:00)
eine Licht- und Tonschau statt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
ist danach aber weder Valladolid noch
Merida zu erreichen.
Eintritt: 72 Peso für Ausländer und 46 Peso für
Mexikaner.
Chichén Itzá - Wikipedia Extrem ausführliche Beschreibung.
Chichén Itzá - Wikivoyage Ebenfalls detailliert, aber nicht ganz so erschlagend.
Instituto Nacional de Antropología Panoramaansichten, Bastelbögen u.v.m. vom INAH.
Equinox at Chichen Itza - YouTube Video 5:05. Das Filmchen zeigt auch die Lichterscheinung am Castillo.
Die Linienbusse halten direkt am Eingang.
Nach Valladolid 10 mal täglich mit Oriente (2. Klasse),
Fz.: 50 min, 24 Peso.
Nach Merida ein paar Fahrten täglich mit ADO, Fz.: 1:45,
120 Peso.
Tourbusse von Cancun brauchen gut 2 Stunden,
von
Playa del Carmen gut 2½ Stunden.